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Technology  Technik


          Darüber hinaus kann  der Algorithmus  eine  sein. Cloud-basierte Serverfarmen bieten mehr  len wird das konkrete Verhalten von z.B. raum-
          zusätzliche  Monatsauswertung  auf  Grundlage  Rechenleistung,  während  Cloud-basierte  KI-  seitigen Bus-Systemen und anlagenseitigen
          der Gesamtenergiekosten erhalten: Förderung  Frameworks ein breiteres Spektrum an Funk-  Controllern fest programmiert und ist vom BMS
          effizienten Verhaltens und Vermeidung ineffizi-  tionen aufweisen, so dass dies derzeit gängige  nicht beeinflussbar. Diese Einflussmöglichkeit
          enter Rückkopplung. So lässt sich eine „stabile“  Praxis ist.        muss gewährleistet sein und somit müssen alle
          Reaktion ermitteln, die Komfort und Effizienz                        Controller und Gewerke kommunikativ miteinan-
          ausgleicht. Zugleich sollte die Exploration wei-  Die KI-Plattform baut auf einer Smart Buil-  der verbunden sein. Dies erfordert zum einen ein
          tergehen, um Änderungen im Verhalten und in  ding Infrastruktur auf. Die technischen Systeme  leistungsfähiges und standardisiertes TCP/IP-
          der Umwelt zu berücksichtigen.    sollten idealerweise mit einem BMS (Building  basiertes Protokoll; wobei sich hier  BACnet/IP
                                            Management System) verbunden sein. Das BMS  und BACnet/SC in besonderem Maß anbieten.
          Fazit: Die drei Ansätze ergänzen sich. Welche  muss die Gebäude- und Raumautomationssys-
          Lernmethode am besten passt, hängt von der  teme steuern können.     Ergänzend muss berücksichtigt werden, dass die
          jeweiligen Aufgabe ab. Jede hat ihre Vorzüge.                        KI-Plattform für ihren effektiven Betrieb mög-
                                            Anforderungen an Gebäudeinfrastruktur  lichst viele Datenmengen verschiedenster Sen-
          Konkrete Anwendungsfelder                                            soren benötigt. Die Verkabelung dieser benötig-
                                            KI-basierte Verfahren benötigen eine hohe  ten Anzahl von Sensoren wäre sehr aufwendig
          Für die Gebäudeautomatisierung sind viele ver-  Rechenleistung und somit werden diese sinnvol-  und teuer – insbesondere in einem bestehenden
          schiedene KI-basierte Anwendungen verfügbar.  lerweise auf einer eigenen KI-Plattform betrie-  Gebäude. Hier bieten sich funkbasierte Senso-
          Sie lassen sich grob wie folgt unterteilen:  ben. Diese kann sowohl cloud-basiert als auch  ren an und idealerweise batterie- und wartungs-
          ƒ Optimiertes Gebäudemanagement: bedarfs-  auf einem Server im eigenen Rechenzentrum  freie Energy-Harvesting-Sensoren wie z.B. sol-
           gerechte Steuerung von Heizungsanlagen,   zur Ausführung kommen. Aufgrund der höheren  che mit EnOcean-Technologie.
           Um- wälzpumpen, Beleuchtung usw. (im Ge-  Rechenleistung cloud-basierter Serverfarmen
           gensatz zur Steuerung auf Basis einfacher   und des derzeit größeren Leistungsumfangs von  In Summe lassen sich diese Informationen dann
           Parameter oder durch Zeitschaltuhr).  cloud-basierten KI-Frameworks, ist diese Vari-  verwenden, um cloud-basierte digitale Zwillinge
          ƒ  Optimierte Nutzung von Räumen und   ante in der Abbildung 2 dargestellt.   („Digital Twins“) zu erstellen und das Monitoring
           Infrastruktur: Kapazitätsanalyse und                                von Aktivitäten, Arbeitsumgebung, Augmen-
           -prognose, z.B. für Besprechungsräume,   Aus dieser Abbildung geht ebenso hervor, dass  ted Reality, Produktivität sowie Gesundheit und
           Kantinen, Durchgangsbereiche, Toiletten und   zur Nutzung von KI-basierten Verfahren ein  Sicherheit der Gebäudenutzer weiter zu verbes-
           Parkplätze sowie die kurzfristige (für   Smart Building als Grundlage vorhanden sein  sern.
           Gebäudenutzer) und langfristige (für Facility   muss. Wichtig ist dabei, dass bei diesem Smart
           Manager, z.B. in Form von Beratung bei   Building möglichst alle Gewerke kommunika-  Fazit
           Gebäudesanierungen) Bereitstellung von   tiv an ein BMS (Building Management System)
           Informationen.                   angeschlossen sind. In vielen Fällen wird die  KI-basierte Prozesse ermöglichen ein breites
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          ƒ  astmanagement: Vorausschauender Betrieb   Gebäudeautomation  noch  so  ausgeführt,  dass  Spektrum von  Anwendungen im Bereich der
           der elektrischen Anlagen zur Vermeidung   die raumseitige und die anlagenseitige Automa-  Gebäudeautomation. Die konkreten Vorteile, die
           von (kostspieligen) Lastspitzen.  tion separat voneinander als jeweiliges Inselsys-  von KI-basierten Lösungen erwartet werden, soll-
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          ƒ  orbeugende Instandhaltung und optimierte   tem betrieben wird. Dies ist in eine ganzheitlich  ten vor der Implementierung klar definiert wer-
           Wartung: Analyse der Ausfallwahrscheinlich-  vernetzte Installation zu überführen.   den. Dies nämlich spielt eine entscheidende
           keit, rechtzeitige Wartung und konsequente                          Rolle bei der Wahl des Lernprozesses und sei-
           Vermeidung technischer Ausfälle.  Ebenso muss gewährleistet werden, dass ein  ner Modellierung sowie der Wahl der KI-Plattform
          ƒ  Mitarbeiterorientierte Mehrwertdienste: Mit   BMS auch steuernd auf die raum- und anlagen-  bzw. Art, Anzahl und Lage der zur Datensamm-
           mobilen Geräten können z.B. Raumnut-  seitige Automation einwirken kann. In vielen Fäl-  lung benötigten Energy-Harvesting-Sensoren.
           zungsprognosen erstellt, die Nutzungsinten-                                                        
           sität von Kantinen eingesehen oder die
           Parkplatzverfügbarkeit abgefragt werden.
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          ƒ  ompensation von Fachkräftemangel:
           Effektiver Einsatz von Wartungspersonal bei
           der Verwaltung der technischen Gebäude-
           Systeme.                                           Prof. Dr. Michael Krödel
                                                              Professor für Gebäudeautomation und -technologie
           K
          ƒ  onzentration auf aussagekräftige Sensorda-       bei der Technischen Hochschule Rosenheim
           ten: Möglichst große Datenmengen werden            michael.kroedel@th-rosenheim.de www.th-rosenheim.de
           mit möglichst wenigen Sensoren gesammelt.
           Das reduziert Redundanzen, senkt Investi-
           tions- und Betriebskosten.

          Anforderungen an die Systemarchitektur
                                                              Graham Martin
          Zur Einführung intelligenter Lernprozesse wie       Chairman & CEOEnOcean Alliance
          oben beschrieben ist eine KI-Plattform unver-       graham.martin@enocean.comwww.enocean-alliance.org
          zichtbar. Diese kann cloud- oder serverbasiert


                                                                                     BACnet Europe Journal 43 09/25 41
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